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Tiefer Fall von Dr. Heuschmann
in Rund um unsere Schweifträger 01.10.2010 23:16von C: • Lord of the Board | 7.782 Beiträge | 8164 Punkte
Der, der die Rollkur aufdeckte und den Finger in die Wunde legte.
Verein ist wohl immer Knaatsch:
Ausschluss von Dr. Gerd Heuschmann ?
Kometen mit kurzer Lebenszeit
Xenophon denkt über Ausschluss von Dr. Gerd Heuschmann nach
Vier Stunden Sitzung waren in Aachen vor dem Turnierauftakt beim CHIO nötig, weil allein schon eine halbe Stunde diskutiert werden musste, ob in der Satzung und der Werbung für Xenophon richtlinientreues Reiten stehen soll oder pferdegerechte Ausbildung, wie am Anfang, als Xenophon noch zum Wohl der Pferde auftreten wollte. Dieser Anspruch, den der Mitgründer des Vereins, Dr. Gerd Heuschmann in die Welt zu tragen gedachte, hat ihm nun im Vorstand von Xenophon das Genick gebrochen. In Aachen nahm großen Raum bei der Diskussion ein, ob Heuschmann ausgeschlossen werden soll oder ob sein überraschender Rücktritt als zweiter Vorsitzender genügen wird. „Hoffen wir also, dass er von allein drauf kommt und seinen Austritt erklärt“, schob ein Vorstandsmitglied den Schwarzen Peter an den Ehrenrat weiter.
Heuschmann selbst hatte sich im Dezember noch für den Paragrafen der Satzung stark gemacht, dass Mitglieder ausgeschlossen werden können, nun ist er mehrfach bei Seminaren mit schlechtem Reiten aufgefallen und das ist inzwischen von einer professionellen Fotografin dokumentiert worden. Auf der Versammlung war von Christine Stückelberger zu erfahren, dass der reitende Tierarzt bereits mehrfach ermahnt worden sei in den vergangenen zwei Jahren. Der Vorstand von Xenophon machte bei der Sitzung zwar deutlich, „was Dr. Heuschmann erreicht hat“, grenzte sich aber deutlich zum ehemaligen zweiten Vorsitzenden ab. Die Existenzgrundlage wolle man ihm aber mit dem Ausschluss aus dem Verein nicht gefährden, hieß es am vergangenen Montag in Aachen.
Die Tendenz, die zum Erhalt der klassischen Reitkultur von Xenophon vertreten wird, bisher aber schwer zu erkennen war, ist mit der Neuwahl der Stellvertreterin Klaus Balkenhols im Vorstand jetzt klarer: Susanne Miesner wurde ohne Gegenkandidaten, mit einer Enthaltung, gewählt. Die Gattin des Zuchtleiters bei der FN steht für diese Tendenz, was auch die Wortwahl signalisieren würde, die Xenophon zukünftig vertreten will, wenn es nach Peter Jenissen ginge, der die Versammlung leitete: er möchte den Begriff richtlinientreues Reiten in der Satzung verankern. In dem Fall beinhaltet der Begriff nicht mehr das Wort Pferd.
Die Nachwahlen zum Vorstand wurden notwendig durch Heuschmanns Rücktritt. Über den Ausschluss wird immer noch diskutiert, vermutlich auch nach Schluss der Sitzung. Susanne Miesner startete mutig: „Mir gegenüber hat Heuschmann sogar zugegeben, er hätte die Richtlinien für Reiten und Fahren nicht mal gelesen“. Sie ist Mitautorin dieser Richtlinien bei der FN. Es darf erwartet werden, dass sich der Ehrenrat von Xenophon dazu äußern muss. Susanne Miesner wurde gewählt, „weil sie in direkter Nähe zum Vorstand wohnt“, wie Peter Jenissen es ausdrückte, statt eine Person zu berufen, von der Freizeit- und Amateurreiter repräsentiert werden könnten. Dietrich Hölscher hatte Rekens Leiter, Jochen Schumacher, zur Wahl vorgeschlagen, aber der steht laut Klaus Balkenhol nicht zur Verfügung: „Das hat er mir selbst gesagt“. Balkenhol hätte Schumacher lieber im Aufsichtsrat, gab er zu.
Jenissen musste zugeben, dass die wohnliche Nähe zu Klaus Balkenhol bisher die Einberufung des Vorstands auch nicht erleichtert hatte. Der Vorstand setzt sich jetzt aus denen zusammen, die rund um den Vorsitzenden wohnen oder ihm sonst in einer Weise bedingungslos verbunden erscheinen. Auch die Zusammenkünfte des Arbeitskreises Trainer scheinen bisher ergebnislos zu sein. Die Trainerberufung, als gute Alternative zur FN gestartet, ist inzwischen gescheitert, das Projekt wird nicht weiter betrieben. Urkunden für bisherige Trainer bleiben aber von Bestand, da „juristische Schritte bei einer Aberkennung befürchtet werden“, so Jenissen. Es gab in der Vergangenheit mehrfach Xenophon Trainer, die unangenehm aufgefallen waren, „nicht nur ein Mitglied aus dem Vorstand“, bemerkte Jenissen mit Fingerzeig auf Gerd Heuschmann. Das Konzept war nicht durchdacht genug, die Überprüfung der Trainer sei nicht finanzierbar und schwer durchführbar. Ähnlichkeiten zur FN: einmal Trainer, immer Trainer.
Mehrfach lag bei der Versammlung die Betonung darauf, nicht als eine Reiterpolizei auftreten zu wollen. Die Kontrolle der Reiter auf Abreiteplätzen für die Ausschreibung des Preises für gutes Abreiten bringe da mehr. Georg Fink berichtete von München, dass eine Reiterin, die er beobachtet hatte, anhielt und fragte, ob ihre Reitweise in Ordnung sei oder ob sie schon zu lange tief eingestellt geritten wäre. Wie schwierig die Beurteilung des Abreitens ist, berichtet der zuständige Mann für dieses Ressort. Arbeitskreise heißen jetzt übrigens Ressorts. Er berichtete aber auch von den Erfolgen der Beobachtungen beim Warm up: „Die Reiter fürchten die Kontrolle“. Was sie zu Hause machen oder abseits der Abreiteplätze, sei nicht einsehbar, aber laut Klaus Balkenhol „reicht manchmal die Anwesenheit einer Kamera“.
Mit Johann Riegler steht schon der Nachfolger Heuschmanns parat und macht gleich deutlich: er will bei Xenophon genau sortieren, wer Mitglied sein darf, und möchte im Vorfeld alle ausgrenzen, „die am langen Zügel durch die Bahn juckeln“, Freizeitreiter und Barockreiter, sagte Riegler genauer, zählt er dazu.
Wie sehr ein Seminar Kommunikationstraining für Xenophon nötig wäre, zeigten die Beiträge aus dem Auditorium, aus dem kritischen Flügel bei der Versammlung. Eine der Beteiligten wünschte sich einfach nur Begleitung auf Turnier durch Xenophon, um beurteilen zu können, was auf den Abreiteplätzen auf großen Turnieren wie in Neumünster nun pferdegerecht ist und was nicht.
Kommentar:
Die Laufbahn des Tierarztes Heuschmann gleicht inzwischen der eines Kometen: Er tauchte vor wenigen Jahren unvermittelt auf, sorgte für ein Leuchten am Himmel, als er sich gegen die Rollkur, gegen Doping und unerlaubte Medikation äußerte, dabei kein Blatt vor den Mund nahm und die für ihn Schuldigen beim Namen nannte. Jetzt zieht er einen Schweif von Anhängern hinter sich her und verschwindet wieder, als Prophet schlechter Nachrichten. Den Beweis, dass er zu seinen Worten steht, muss er erst noch erbringen. Schon die offene Konfrontation mit Philippe Karl hatte seinem Ansehen einen empfindlichen Riss in der Patina verpasst. Der französische Meister hatte dem Lehrling der Anwendung der berühmten Hohen Hand öffentlich eine Art Ohrfeige verpasst, nachzulesen auf der Homepage von Philippe Karl.
Wäre der Tierarzt nur am Boden geblieben und hätte seinen Job als Referent bei Seminaren oder als Autor kritischer Bücher gemacht, hätte er sich bestimmt viel erspart. Heuschmann gab schon vor einiger Zeit zu, dass er Drohmails bekommt und Schmähbriefe, nun sorgt er selbst für solche, die seine Fans der Fotografin schicken, die ihn bei einem Seminar in fragwürdiger Reitweise abgelichtet hat.
Kritiker auszuschließen, statt sie zu integrieren und an der Kritik zu wachsen, sich zu verbessern, ist eine beliebte Vorgehensweise unter Reitern. Die Nähe zur FN könnte zukünftige Mitglieder verschrecken, die sich nicht in der Lehre der FN finden und damit den Weg zu Xenophon versperrt sehen. Das wurde durch einige mündliche Beiträge bei der Versammlung schon deutlich, dass jemand wie Schumacher lieber im Vorstand gesehen würde. Einen anderen Kandidaten konnte das Auditorium aber nicht präsentieren. So setzte sich Peter Jenissen mit seiner Kandidatin durch.
Immer sind es dieselben Leute in Ausschüssen, die schon aus betrieblichen Gründen keine Zeit für Treffen haben oder aus Eigeninteresse keinen Sinn darin sehen, sich dort einzubringen. Die Gründerin der Idee wird zu den Treffen inzwischen nicht mehr eingeladen, ist vermutlich zu unbequem. Inzwischen erscheint diese Gesellschaft, der Verein Xenophon, eher wie ein Privatclub weniger Personen, die es zwar nicht schaffen, mehr Mitglieder zu werben als 500 weltweit, sich aber zu bewegenden Vorgängen in der Pferdewelt nicht mehr äußern. Oder, wenn überhaupt, erst zu spät, diese Äußerungen aber im Wert ihrer Wirksamkeit maßlos überschätzend.
Genugtuung dürfte der Brief Balkenhols an den Round Table in Lausanne im Februar Xenophon jedenfalls nicht verschaffen. „Da hat sogar George Morris unterschrieben“, unterlegte Balkenhol bei der Versammlung den Wert der Namen auf seiner Liste. Balkenhol unterstrich, dass es „wenig Sinn macht, wenn da Leute unterzeichnen, deren Namen keiner kennt“. Eine Ohrfeige an alle, die sich auf Listen gegen die Rollkur stark gemacht hatten. Der Brief Balkenhols hat so wenig bewirkt wie der Auftritt Gerd Heuschmanns vor dem FEI Ausschuss, denn long, deep and round wurde lediglich zu low deep round, wie schon früher Barren zu Touchieren oder jetzt die Rollkur zur Hyperflexion. Der Rollkur wurde für jeweils zehn Minuten auf Turnieren Tür und Tor geöffnet. Dem Privatclub fehlt es eindeutig noch immer an Mumm. „Die Reiter fürchten die Kontrolle“. Was sie zu Hause machen oder abseits der Abreiteplätze, sei nicht einsehbar, aber laut Klaus Balkenhol „reicht manchmal die Anwesenheit einer Kamera“. Also doch eine Reiterpolizei?
Die Idee ist ja nicht schlecht, zeigt aber, wie sehr der Verein noch in seiner Zielsetzung schwimmt. Deshalb hat sich bisher eines der Vorstandsmitglieder auch geweigert, die Pressearbeit zu übernehmen, gelobt nun aber Besserung. Die kurze Anwesenheit eines Kamerateams des „Reitsportsenders WDR“ mit drei Personen, die der Versammlung für einen Moment den Anstrich eines aufgescheuchten Hühnerhofes verliehen hatte, zeugte eher von Angst vor Öffentlichkeitsarbeit.
Neumünster, Holstenhallen. Keiner von Xenophon anwesend? Doch, der Klaus, aber der kann da nix machen, weil er seine Tochter und andere Reiter am Start hat, die ja gern gut gerichtet werden möchten. Da darf der Papa nicht zu kritisch sein. Klaus Balkenhol erklärte sich direkt und wiederholt: „Für meine kritischen Worte bekomme ich oft genug was zu hören“. Diese Verwobenheit mit der Szene macht einen Einsatz für Pferde fraglich. Der Vorstand bräuchte Menschen wie Christine Stückelberger, die das Motto des Vereins leben, sich einbringen, immer da sind, wenn sie zum Einsatz für Pferde gebraucht werden wie in Leipzig, aber sie drängt sich nicht auf, wurde kaltgestellt im Aufsichtsrat und kam wohl als ehemalige Vorsitzende nicht in Frage. Lag das am Wohnsitz in der Schweiz oder an ihrem Charakterzug Wahrheitsliebe? Klingt komisch, ist aber so, würde es im Satiremagazin Extra Drei beim NDR heißen.
Beitrag von : Karola K. Bady
Bayerns Pferde Redakteur Volker Camehn beurteilt Heuschmanns Abgang so:
16.07.2010
Xenophon: Heuschmann tritt ab
Aufgrund „unüberbrückbarer fachlicher und inhaltlicher Meinungsverschiedenheiten“ ist
Dr. Gerd Heuschmann „auf eigenen Wunsch“ als 2. Vorsitzender bei Xenophon zurückgetreten. Dem Verein bleibe er jedoch als Mitglied erhalten, heißt es in einer Mitteilung vom 22. Juni. Heuschmann sei ein erklärter Gegner der Rollkur, ist Initiator und Gründungsmitglied von Xenophon und sei als Tierarzt ein Wegbereiter zum besseren Verständnis für die biomechanischen Zusammenhänge im Reitsport, heißt es weiter.
Die Mitglieder des Xenophon-Vorstandes und -Aufsichtsrates bedauern nach eigenem Bekunden Heuschmanns Entschluss. Auf der Mitgliederversammlung Mitte Juli werde satzungsgemäß ein neuer stellvertretender Vorsitzender gewählt, heißt in der offiziellen Stellungnahme des 1. Vorsitzenden Klaus Balkenhol. So harmonisch, wie die Reiter-Vereinigung es darstellt, scheint die Trennung von ihrem 2. Vorsitzenden jedoch nicht abgelaufen zu sein. „Ich habe beschlossen mich nicht zu verbiegen“, so Heuschmann gegenüber BAYERNS PFERDE.
Man habe ihm vorgeworfen, durch sein Auftreten den Zwist mit der FN zu schüren. Dass Xenophon mit der FN nicht streiten mag, scheint verständlich. Immerhin sind bald Weltreiterspiele, die Team-Aufstellung erfolgt in Kürze. Für Aachen Mitte Juli hatte sich u.a. Anabel Balkenhol, Tochter von Xenophon-Chef Klaus, mit ihrem Dablino für die Mannschaft qualifiziert, wie auf der Vereins-Homepage mitgeteilt wird. In der Xenophon-Satzung steht: „Der Verein ist selbstlos tätig.“
Ende der Rede.
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