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Sammelschiffchen DGzRS
in Plauderei zum Tee 24.08.2007 21:14von C: • Lord of the Board | 7.782 Beiträge | 8164 Punkte
Die kleinste Bootsklasse der DGzRS - das Sammelschiffchen
Es ist der Klingelbeutel der christlichen Seefahrt, gefertigt in noch größeren Stückzahlen als die legendären Liberty-Schiffe der Alliierten im 2. Weltkrieg: Das Sammelschiffchen der DGzRS, von denen rund 19 000 in Deutschland, aber auch im Ausland aufgestellt sind.
Seit 1875 versieht es in einem kaum veränderten Design seinen Dienst in Deutschland – von Flensburg im Norden bis zur Zugspitze im Süden. Das Land, die Menschen und die Gesellschaft haben sich verändert, das Sammelschiffchen der DGzRS hingegen kaum.
Nach über 125 Jahren ist die Historie des Sammelschiffchens nicht mehr lückenlos nachvollziehbar. Wer es dereinst entworfen hat, ist heute nicht mehr bekannt. Fest steht, dass sich der damalige „Designer“ stark an der eleganten Linienführung der Ruderrettungsboote orientiert hat, sich wahrscheinlich laut Vorgabe der auftragserteilenden DGzRS auch daran orientieren musste.
Die erste Generation der Sammelschiffchen war aus Holz gefertigt, gefolgt von der Metallversion. Etwa in den 60ern wurde dann aus Kostengründen Kunststoff zum alleinigen Fertigungsmaterial.
An der Form des Rumpfes hat sich in all den Jahren nichts geändert. Variiert wurde dagegen ab und an bei der Farbgebung und der Beschriftung. Bis heute ist das Unterwasserschiff unverändert in Signalrot lackiert, während der Übergang zum Deck in schwarz gehalten war und ist.
Die Bordwand war bis zur neuesten Generation der Sammelschiffchen beige lackiert und ist heute schneeweiß. Auch der bisher in altdeutschen Lettern gehaltenen Schriftzug „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“ kommt nun mit einer modernen Schrifttype daher. Geändert hat sich mit dieser optischen Modifizierung auch das Logo mit dem roten Hansekreuz, das nun zeitgemäßer wirkt.
Wurde die überwiegende Zahl der DGzRS-Sammelschiffchen als Standmodell gebaut, so gab es auch verschiedene Modelle zur festen Wandmontage. Versehen mit einer robusten Stahlblechzunge konnte es mit zwei Schrauben unverrückbar platziert werden. Dies war wohl weniger ein Schutz gegen Langfinger, sondern eine zweckmäßige Montage für auf Schiffen aufgestellte Sammelschiffchen. So wurde vermieden, dass es sich bei Sturm und Seegang unter Deck ungewollt selbstständig macht.
Häufig gab es in der Vergangenheit auch Unikate: So gab es in der Zeit der Motorisierung der DGzRS-Flotte ab 1911 ein Sammelschiffchen, bei dem der klassische Rumpf durch Decksaufbauten eines Motorrettungsbootes und eine Reling ergänzt wurde. Eine völlige Neuschöpfung war ein flachgedecktes Motorrettungsboot, das eine stilisierte Welle durchbricht. Ob es sich hierbei um Entwürfe, Unikate oder tatsächlich in größeren Stückzahlen gefertigten Sammelschiffchen handelt, ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Durchgesetzt haben sie sich nicht.
Das Sammelschiffchen der DGzRS ist als Geschmacksmuster geschützt. Schwestergesellschaften aus der ganzen Welt lassen den maritimen Sympathieträger bei dem in Delmenhorst ansässigen Hersteller in Lizenz nachfertigen. Dann natürlich versehen mit den jeweiligen Farbvariationen und Schriftzügen der auftraggebenden Gesellschaft. Ebenso zuverlässig wie in Deutschland versehen diese Schwesterschiffchen ihren Dienst in den Niederlanden, Schweden, Norwegen, Großbritannien, Südafrika und bei den Binnenrettern in der Schweiz.
„O-Töne“ aus Jahrbüchern:
1875/76 Ein fernerer Beschluss betraf: „Die Ausstellung von Sammelbüchsen“ Diese Sammelbüchsen in der Form kleiner geschmackvoller Böte sind, geschmückt mit den Farben des Reiches, nach allen Theilen Deutschlands versandt; 1240 Stück sind jetzt bei uns abgegangen. Plakate über die Sammelbüchsen thun die Zwecke unserer Gesellschaft und die erreichten Resultate kund.
1876/77 Ein günstiges Resultat haben die Sammelbüchsen ergeben, von denen bis jetzt 1602 untergebracht sind. Dieselben kosten der Gesellschaft M. 7.437,90 und haben sich mit dem bis zum 1. April d.J. festgestellten Inhalt von M. 8.005,34 schon bezahlt gemacht.
1877/78 Unsere Sammelschiffchen haben auch im vorigen Jahre eine weitere Verbreitung gefunden – es hängen jetzt 1985 Stück aus – und sie haben 1877/78 einen guten Ertrag – insgesamt 9.405 M geliefert. Den höchsten Ertrag lieferte eine Sammelbüchse des Seemannsamts in Bremerhaven, nämlich 434 Mark 45 in einem Zeitraum von 9 Monaten.
1884/85 ...dass nach den in Berlin gemachten Erfahrungen Bedenken wegen der Zuverlässigkeit der Sammelschiffchen beständen. Herr Dr. Mutzenbecher theilte mit, dass man in Hamburg dazu übergegangen sei, da, wo dies erforderlich schiene, statt der Sammelschiffchen sicher verschliessbare Sammelbüchsen auszuhändigen.
1911/12 Herr Moras-Ruhrort wies auf die öfter vorkommende Beraubung von Sammelschiffchen hin und bat zu erwägen, in welcher Weise hiergegen eingeschritten und ob der betreffende Wirt haftbar gemacht werden könne.
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