Was schreibt denn heute das Abendblatt? 70 Gespanne? Es wären 21 gewesen, ich stand ganz oben auf der Liste. Und mußte absagen. An die 40 Trecker waren dabei, wenn man die dazuzählt, gut. Sah aber trotzdem gut aus und die ganz kleinen aus dem Artikel sind auch noch im Tandem gefahren! Am Besten gefiel mir der Heuwagen, der wurde geritten und mit Handpferd geführt. Das war so stilecht wie nur was. Fotos kommen. Und der Leichenwagen - tja auffallen um jeden Preis. Das ist übrigens der Pöbelheini, die Geschichte kennt ihr ja. Lest selbst:
Historischer Festumzug durch Glashütte
70 geschmückte Kutschen, Trecker, Oldtimer und ein Steertpogg-Karren erinnerten an den dörflichen Charakter. Das Dorffest endete gestern mit einem Gottesdienst und Frühschoppen.
Von Michael Schick
Norderstedt -
Das Ziel war hoch gesteckt, zu hoch, wie sich am Sonnabend herausstellte: Zwar fuhren gut 70 Kutschen beim historischen Umzug durch Glashütte mit, doch Organisator Günther Bade hatte auf 111 Gespanne gehofft. Die Zahl war Anlass für den Kutschen-Korso und das anschließende Dorffest am Glashütter Damm: Glashütte wurde in diesem Jahr 111 Jahre alt.
Am 26. Juli 1896 wurde der Siedlung Tangstedter Heide durch den König von Preußen der Name Glashütte verliehen. Damit kann der Norderstedter Stadtteil zwar bei weitem nicht an die Geschichte von Garstedt und Harksheide heranreichen, aber bis heute hat sich die Norderstedter Ursprungsgemeinde ihren dörflichen Charakter bewahrt. "Genau diese besonderheit möchten wir noch möhlichst lange erhalten", sagte Bade, der mit seinem Organisationskomittee das zweitägige Fest auf die Beine gestellt hatte.
Höhepunkt war der Kutschen-Korso, für dessen Organisation Bade einen Profi gewonnen hatte: Renate Schröder aus Stapelfeld hat schon die längste Kutschenparade der Welt auf die Beine gestellt und sich als Hindernisrichterin im Gespannfahren einen Namen gemacht. Immerhin schaffte sie es, Wagen, Pferde und Fahrer aus der gesamten Region zu mobilisieren. Aus Amelinghausen in der Lüneburger Heide war Kutscherin Birgit Neumann mit beifahrerin Anna Schuppert und den beiden Zwerg-Shetland-Ponys Orfeus (23) und Ares (25) angereist. Die beiden betagten Zugtiere ließen sich durch das ständige Stop an Go des Umzugs nicht aus der Ruhe bringen. Während andere Kutscher schon härter zupacken mussten, um ihre Pferde zu beruhigen, bewältigten die Ponys die Unruhe mit Gelassenheit.
Kürzer war die Anreise für die Gespanne vom Eichenhof in Duvenstedt. Andreas Haas steuerte eine Beerdigungs-Kutsche mit Holzsarg an Bord. "Wir werden immer dann angefordert, wenn ein Reiter oder ein anders mit Pferden verbundener Mensch gestorben ist", sagte Haas, dessen Gespann dann gleich die Hochzeitskutsche mit Brautpaar folgte. Alle trugen, wie von Bade gewünscht, traditionelle Kleidung.
Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote ließ sich zusammen mit Stadtpräsidentin Charlotte Paschen und deren Mann Herbert über die Segeberger Chaussee ziehen. Sein Stellvertreter Harald Freter, Schirmherr des Dorffestes, hatte sich samt Familie für einen Oldtimer entschieden.
Die Jungen und Mädchen von der Grundschule Glashütte winkten von den Umzugs-Wagen, ehe sie auf dem Festplatz die Besucher unterhielten. Zwischen Kutschen, Oldtimern und Treckern hatte sich einer versteckt, der an das Torfstechen als frühere wirtschaftliche Grundlage des heutigen Norderstedt erinnerte: Helmut Rose (72) zog einen Steertpogg-Karren - genauso brachten die Torfstecher ihre Ladung nach Hamburg.
Nach dem Umzug wurde weitergefeiert. Gestern ging das Dorffest mit einem Gottesdienst und einem Frühschoppen zu Ende.
erschienen am 3. September 2007