#1

werner....aufs ohr hauen

in Plauderei zum Tee 08.03.2008 19:50
von cowfan • Plaudertäschchen | 1.727 Beiträge | 1801 Punkte

Laß´es uns tun! Wenn Eltern ohne Kinder unterwegs sind, dann haben sie nur eins im Kopf!

Von Violetta Simon SUEDDEUTSCHE ZEITUNG


Was tut man, wenn man einmal ohne Kinder unterwegs ist? Ab nach Hause - und ins Bett!

Da saßen sie nun, nur sie beide, in diesem wahnsinnig angesagten japanischen Restaurant. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit ohne die Kinder. Kein Hochstuhl, kein Plastiktellerchen, kein versabbertes Lätzchen störte die Szene. Nachdem bisher jedesmal etwas dazwischengekommen war - einmal hatte Emma Ohrenschmerzen und behauptete steif und fest, dass unter ihrem Bettchen ein schleimiges Warzenmonster saß, beim nächsten Mal übergab sich Nick über den Schoß der Babysitterin - hatten sie die Kleinen diesmal sicherheitshalber zu den Großeltern gebracht.

Bereits Wochen zuvor hatten sie einen Tisch reserviert. Der Laden war so was von hip, dass schon die Einnahme einer Misosuppe zu einem Erlebnis wurde. Besonders, wenn man nicht mehr oft rauskam. Eigentlich wäre er lieber zum Lieblingsitaliener um die Ecke gegangen. Doch sie hatte darauf bestanden und gesagt: "Wenn schon, denn schon!" Jetzt hockten sie ein wenig verunsichert zwischen unheimlich szenigen Gestalten, ein Hightech-Beamer warf grelle Psychodelic-Motive in den Raum.

Heute mal Dessous statt Unterwäsche
Eine lila-blau-pinke Blubberblase umkreiste sein linkes Auge.
Sein Blick tendierte ins Missmutige.
"Gut siehst du aus", versuchte sie ihn abzulenken und strahlte extrabreit.
"Du aber auch!", gab er versöhnlich zurück und nahm ihre Hand. Sie hatte ihre dunklen Augenringe überschminkt, Lippenstift aufgetragen und die schöne Wäsche angezogen, die er ihr vor Jahren mal zu Weihnachten geschenkt hatte. Aus Mangel an Gelegenheiten hatte sie das sündteure Teil bisher nie getragen. Außerdem bevorzugte sie seit der Geburt der Kinder bequeme Modelle, die nicht hauptsächlich aus weggelassenem Stoff und Spitzen bestehen und auf der Haut jucken. Nichtmütter würden so etwas bestenfalls als Nutzwäsche bezeichnen. Doch was sie heute trug, durfte sich zu Recht Dessous nennen.

Leider fühlte es sich auch so an: Es juckte und ziepte bei jeder Bewegung. Und das Schlimmste: Weil alles an diesem Japaner so irre authentisch war, mussten sie an diesen niedrigen Tischchen auf dem Boden kauern. Dank des Stringtangas würde der Abend im wahrsten Sinne des Wortes zu einem einschneidenden Erlebnis werden. Ach, was soll’s, dachte sie sich, heute war DIE Gelegenheit. Sie würde das Zeug noch schnell genug loswerden, denn: Heute waren sie nicht Mami und Papi, sondern Mann und Frau.

Durchmachen ist nur ohne Kinder lustig
Wenn sie nur nicht so hundemüde wäre. Sie hatten zum Aperitif Gin Tonic getrunken, genau wie früher, wenn sie in eine "lange Nacht" starteten. Doch irgendwie gingen ihr jetzt schon die Lichter aus. Wie ist es nur möglich, dass sich Menschen nach durchzechter Nacht so viel besser fühlen als Eltern, die die Nacht daheim, aber mit quengelnden Kindern verbringen? Sie konnte sich nicht erinnern, dass jemals ein Vater oder eine Mutter voller Euphorie verkündet hätte: "Heute haben wir durchgemacht!" Diese bedauernswerten Kreaturen waren gar nicht mehr in der Lage, irgendwas zu sagen. Als Studenten hätten ihnen drei Stunden Schlaf locker gereicht, und die sechs Bier an so einem Abend hätten sie erst richtig wach gemacht.

Jetzt kam der Weißwein. Wenn das so weiterging, würde sie am Tisch einschlafen, bevor sie die Bekanntschaft der California Rolls machen könnte.

Genüsslich biss er in ein Sashimi und begann kauend zu erzählen: "Weißt du, was Nick gesagt hat, als ..."
"Aber Liebling, wir wollten doch nicht über die Kinder sprechen", sagte sie schnippisch.
"Du hast recht, entschuldige!"
Schweigen. Kauen. Trinken.
Blicke schweifen umher, immer schön aneinander vorbei.



Gelegenheit verpennt
Was war nur los? Endlich hatten sie die Möglichkeit, in Ruhe eine normale Unterhaltung zu führen, und dann fiel ihnen nichts ein. Jedenfalls nichts außer Kinderkram.

Genauso war es ihnen vergangenes Jahr ergangen, als sie diesen Wellnessurlaub gebucht hatten. Alles war bestens: die Kinder bei Oma und Opa, das Wetter ein Traum, das Zimmer umwerfend. Seit Wochen hatten sie davon gesprochen, wie sie übereinander herfallen und nachts die Klubs der Stadt unsicher machen würden. Und was hatten sie getan? Erst mal in den Ort und ein paar Kleinigkeiten für Emma und Nick gekauft. In der Sauna dann stundenlang vor sich hingeschwiegen - froh darüber, einfach mal Ruhe zu haben. Beim Abendessen schließlich fielen ihnen beinahe die Augen zu. Sie schleppten sich aufs Zimmer und zogen sich aus. Als sie aus dem Bad kam, lag er - halb entkleidet - mit offenem Mund auf dem Bett und schlief. Sie war erleichtert, irgendwie.

Erst jetzt fielen ihr die müden, bleichgesichtigen Paare auf, die zwischen all den lachenden und quasselnden Gestalten saßen und versuchten, möglichst unauffällig zu schweigen. Der da drüben hatte seine Augen bereits auf Halbmast und bekämpfte offensichtlich den Drang, seinen Kopf auf die Platte mit den Yakitori-Spießchen zu betten. Sie fühlte mit ihm. Ganz offensichtlich Vater von drei bis fünf Kindern.

"Was denkst du gerade?"
Mann, wenn er das fragte, ging ihm wirklich der Gesprächsstoff aus.
Ich stelle mit vor, wie gemütlich es jetzt auf unserer Couch wäre, wollte sie sagen, entschied sich dann aber doch lieber für ein zweideutiges Lächeln. Was ihr nicht schwerfiel, da der Sake, den sie zwischendurch getrunken hatte, seine Wirkung zeigte.



Was tun wir hier eigentlich?
Bei dem Versuch, sich auf seine Worte zu konzentrieren, wirbelten die lila-grün-roten Kreise aus dem Beamer sein Gesicht immer wieder durcheinander, und alles begann sich zu drehen. Unruhig rutschte sie auf ihrem Kissen hin und her. Dieser dämliche String brachte sie noch um den Verstand.

Und plötzlich wurde ihr klar: Sie wollte nur noch heim.

"Ich halte das nicht mehr aus!", rief sie und rappelte sich auf.
"Aber Schatz, du wirst doch wohl einen Abend ohne die Kinder ..."
"Vergiss doch die Kinder! Ich meine dieses verdammte Jucken und Zwicken, das mich seit einer Stunde in den Wahnsinn treibt", keifte sie, während ihr Körper in eine gefährliche Schieflage verfiel. Können wir nicht irgendwo hin gehen, wo es Stühle gibt?"
"Aber Liebling, beruhige dich bitte!"
"Ich soll mich beruhigen? Ich hab das verdammte Ding doch nur wegen dir angezogen!"
"Wovon redest du eigentlich?"
"Ich rede verdammt nochmal von meinem sündigen Slip, der mich quält und das vollkommen umsonst, weil heute keinerlei Sünde mehr vonstattengehen wird", lallte sie keuchend. "Ich spreche von der Unvereinbarkeit von Ästhetik und menschlicher Würde. Ich spreche von der Tatsache, dass wir hier ein Vermögen dafür ausgeben, dass wir uns zu Tode langweilen, weil wir erstens hundemüde sind und zweitens nicht wissen, worüber wir reden sollen. Bring mich hier weg!"
"Warum hast du das nicht gleich gesagt?"



Ich will ins Bett mit dir!
Sie zahlten und gingen. Das Taxi kam.
Da saßen sie nun, mit dunklen Ringen unter den Augen - ihre Schminke war verwischt.
"Weißt du, jedes Ding hat seine Zeit", sagte er. "Vielleicht ist es besser, das zu akzeptieren."
Sie gingen Hand in Hand nach Hause. Als die Tür hinter ihnen zufiel, sahen sie sich an und mussten grinsen.
"Was meinst du, sollen wir?", flüsterte er in ihr Ohr.
"Oh Gott, ja! Lass es uns tun!"
"Wie damals, in dem kleinen Hotel?"
"Lieber nicht. Ich hatte nur ein Negligee an und du lagst auf der Decke. Wir hätten uns den Tod holen können", sagte sie und legte die Flanell-Pyjamas raus.

Und dann taten sie es: Sie zogen den Stecker des Telefons raus, legten sich ins Bett, deckten sich zu und schliefen. Acht Stunden am Stück, wie zwei ganz normale Menschen.

Als sie am nächsten Tag erwachten, sahen sie sich an und lächelten dabei. Und es fühlte sich an wie damals: irgendwie richtig.

"Mann, war das schön", sagte sie, "wollen wir nochmal?"
"Wenn du noch kannst ..."
"Oh ja!"
Sie drehten sich auf die andere Seite und machten die Augen zu.


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#2

RE: werner....aufs ohr hauen

in Plauderei zum Tee 09.03.2008 15:12
von C: • Lord of the Board | 7.782 Beiträge | 8164 Punkte

Ach was ist das schön! Genauso kann es einem gehen! Da freust Du Dich wie Bolle auf endlich von der Kette gelassen und dann willst Du nur auf Dein Sofa und zwar alleine. Und einfach mal schlafen dürfen.

Aber das hier bequeme Modelle, die nicht hauptsächlich aus weggelassenem Stoff und Spitzen bestehen und auf der Haut jucken.herrlich. Ja die Nutzwäschephase, die hält ne ganze Weile an.

Aber den Titel versteh ich so nicht in dem Zusammenhang, aber das macht auch nix.



..also habe ich das Ding aufgemotzt!
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#3

RE: werner....aufs ohr hauen

in Plauderei zum Tee 10.03.2008 08:39
von cowfan • Plaudertäschchen | 1.727 Beiträge | 1801 Punkte

von werner/brösel gibt es doch den spruch...

lass uns ne stunde auf s ohr hauen...

und hier ist es doch auch so...

es kommt mir so bekannt vor...


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#4

RE: werner....aufs ohr hauen

in Plauderei zum Tee 10.03.2008 11:00
von C: • Lord of the Board | 7.782 Beiträge | 8164 Punkte

ja aber die Story hat mit Wänä nix zum tun, deshalb war das irritierend...



..also habe ich das Ding aufgemotzt!
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