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Maja. Ein Pony macht Ferien |
Ich bin ganz hibbelig. Es ist aufregend. Heute kommt Maja.
Maja ist die fleischgewordene Arroganz. Maja kam Ende letzten Sommers in einen Stall und-wie soll ich sagen-sie funktioniert nicht. Es ist ja nicht so, das dieses 7 jährige Mädchen nicht könnte. Sie ist ein gutes Pferdchen, aber sie ist , sagen wir mal wenig kompromissbereit.
Letzte Woche sah ich sie das erst Mal. Ich stand ein paar Schritte von ihrer Box entfernt und sah ihr zu, wie sie ihr Heu zermalmte. Dieses Pony hat mich aktiv ignoriert! Jedes Pferdchen schaut Dich an. Und fragt auch: "Was will die?" oder "Hey, Dich kenn ich! Hast Du n Keks?" oder einfach nur "Kratz mich mal hinterm Ohr!" Dieses Pony nicht.
Ihr Blick schweifte hochnäsig an mir vorbei in die Landschaft. Ein zweiter Blick, mit anscheinend nicht vorhandener hochgezogener Augenbraue. Das war s. Boah!
Man erzählte mir dann, daß man gar nicht sooo glücklich mit ihr wäre, weil sie eben ist wie eine Katze. Die sucht sich ihre Menschen aus.
Und aus dem Bauch heraus kam es mir über die Lippen: Soll ich die mal mitnehmen?
Das ist ne Aufgabe, eine Herausforderung. Wer mich derartig ignoriert und eine unsichtbare Krone trägt, der schreit ja förmlich - nur nach was?
Kurz: 2 Tage später war entschieden, sie kommt zu mir und wir beide werden es mal miteinander versuchen. Mal schauen, was die Maja drückt.
Gestern haben wir dann die Box ausgewaschen und nett vorbereitet. Das Bettchen ist fertig. Um 12-High Noon hole ich sie ab. Weil sie dann neben dem Star schläft, steht mit Kreide an der Tür: Maja, Star-Gast.
Erst mal n Kaffee und ne kurze Besprechung in der heimeligsten Küche Hamburgs. "Du mußt das so sehen: Pony macht Ferien." meinte ich. "Nein, die geht zur Schule!", hieß es. Im Stillen einigte ich mich dann auf "Bildungsurlaub", weil Schule immer so einen negativen Touch hat. Und in diesem Fall wie eine Strafe. So ein Nachsitzen, oder so.
Das Verladen stand an. Ich holte die Maja aus der Box. Sie war sehr freundlich zu meinen Möhrenstücken in der Tasche. Artig ließ sie sich das Halfter anlegen und aus dem Stall führen. Wir standen dann vor der Rampe und das entrüstete Schnauben und diese Mimik: DAS verlangst Du aber bitte nicht von mir!" veranlaßte Julian gleich nach einer Longe zu fragen, ober er die mal anbringen solle. Nein, sagte ich, kein Zwang, das machen wir so. Und dann waren es 2 einhalb Anläufe und sie stand - möhrchenkauend - auf dem Hänger. Das ging ganz ruhig und gesittet vor sich.
10 Minuten Gerumpel, dann bist du da.
Die Fahrt ging flott. Nur 2 doofe Ampeln. Ich hasse bremsen und Anfahren mit Pferd hinten drauf. Ich selbst fuhr nicht. Frau Besitzerin fuhr. Aber trotzdem spanne ich meine Bauchmuskeln an, als gelte es einen Mr. Universumtitel zu erringen.
Ausladen auch gut und dann erst mal in die Sonne in den großen Longierzirkel. Das Ding heißt auf neudeutsch Roundpen. Hat eine 2 Meter hohe Einzäunung und rundherum Pferde, die natürlich alle gucken kamen. Maja wich nicht von meiner Seite. Egal wohin ich mich bewegte, sie folgte. Klar. Kannte ja nun gar keinen da und mich nur vom - ja Verladen un da war doch was zu essen in der Tasche? Pony eben. Sie hat nicht gebettelt.
Dann erst mal ihre Sachen verstaut. Julian schleppte noch den Futtersack in die Kammer. Nach einer Begehung trennten wir Zweibeiner uns und Maja und ich, wir dümpelten noch eine Weile im Round herum. Dann ließ ich sie mit den Herren allein. Sie wälzte sich und die Decke war mal auf dem Pony. Hab sie schnell befreit und 2. Anlauf mit dem Allein lassen. Zippo war ganz angetan. Er macht den dicken Macker und das Fohli nebenan machte immer nach... Die Herrenriege vom Ponypaddock benahm sich dann netter. Zwiegespräche übern Zaun. Schnee, Sonne und einfach Ruhe.
Ich machte Stars Box und bereitete sein Heu vor und dann eine Decke auf den Stuhl am Stall mit Blick auf alles. Kater kam. Kater, der Graue sprang auf meinen Schoß und wir wärmten uns. Er schnurrte und Maja?
Die knabberte Heu, ging dann zu Zippo. Ignorierte Fohli, quasselte bissi mit Harley, der aussieht wie Murphy. Ist wohl ein Bekannter, dachte sie sich, aber dann war Star wieder dran. Die Shettymädchen waren interessiert an ihr. Sie aber nicht an ihnen und so kam sie immer wieder ans Tor und schaute mich mit ihren großen dunklen Augen an. Wir bepbachteten uns gegenseitig.
Irgendwann so nachdem sie 2 Studen da war, ging ich mit ihr in die Halle. Sie klebte an mir. Ich mußte sich richtig von mir wegschicken. Und ich wartete drauf, daß sie sich wie ein wilder Watz aufführte. Nix. Dann traben. Flach, aber schnell. Hier und da ein paar Äpfelchen fallen lassen. Türen untersuchen. Laufen. Schnauben. Dann rufen und sie kam sofort. Klar, Möhrchenstück dafür und Strick dran. Artig wieder in den Round zurück.
Vera kam und brachte den Trog mit. Schnell den Akkuschrauber gezückt und ran damit.
Für heute war es Aufregung genug für Maja.
Vera wird sie nachher zusammen mit Star ins Bett bringen. Es war inzwischen schon 16 Uhr. Mir war wirklich kalt. Und Maja machte einen fröhlichen Eindruck.
Eine Woche mit Maja »
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