#1

Da fahr ich einmal mit dem Rad

in Plauderei zum Tee 14.07.2011 14:00
von C: • Lord of the Board | 7.782 Beiträge | 8164 Punkte

a einaml nach Jahren. Und zwar durchs Raakmoor. Sonst habe ich immer sehr viel dabei, wenn ich zu Schiemer will, aber diesmal nur ein Meistergravürchen, also dachte ich mir, wie des Sommers öfters: Ich nehm das Rad.

Viel Verkehr da im Raakmoor. Andauernd kam mir was entgegen. Jogger und Radfahrer. Und 2 Spaziergänger.
Ich komme an den Stauer und biege nach rechts über die Grabenbrücke, da torkelt eine Frau herum und versucht sich an den Zweiglein eines Busches fest zu halten.

Ich bremse, frage noch, ob es ihr nicht gut gehe, da fällt sie mir mit den Worten es sei ihr ganz übel in den Arm, den ich schon instinktiv ausstreckte. Ich bugsierte sie dann über die Brücke zu einer Bank. Niemand kam des Weges. Es war wie abgerissen, der Strom aus Menschen. Natürlich hatte C: kein Telefon dabei. Sie war ganz grün, schweißnass, wechselte in weiß und bekam kaum Luft. Ich sagte, sie solle auf jeden Fall da bleiben wo sie ist, ich hole Hilfe. Ich sah, sie hatte Puschen an und trug einen Button-Seniorenheim Röweland!!! Die Bank kippt stark nach hinten ab, also hab ich sie so darauf gesetzt, daß sie allein da nicht wieder hoch kommt.

Hier wird nicht gefackelt, hier muß ein Notarzt her-sonst hätte ich nur die Polizei gerufen, denn die ist abgehauen. Sie wußte auch nicht wohin sie eigentlich wollte... oh Scheißdemenz!

Ich trabte los, ließ mein Rad bei ihr und kam bis zur Ecke-ein Mann mit Hund! Auch er hatte kein Telefon dabei, er hat heute frei... Aber ich bat ihn, die Frau nicht aus den Augen zu lassen, ich würde mich auf die Suche nach einem Telefon machen. Sind ja Häuser da.

Und kein Mensch zu Hause. Ein weiterer Mensch mit Hund-auch kein Telefon. Aha, das verbreitet sich immer mehr, daß die Leute wie ich ohne losgehen. Endlich öffnete jemand. Ich schilderte kurz, außer Atem und die Dame rief an. Gab alles durch und gab mir noch ein Glas Wasser für Elsbeth-so ihr Name mit. Sie selbst stellte sich an das Ende der Straße, um den Wagen in die Richtung zu leiten.

Der Mann mit Hund hatte inzwischen Elsbeths Beine auf den Gepäckträger meines Rades gelagert. Gut so! Ich schüttete dann das Wasser in Elsbeth. Die Lebensgeister kamen zurück. Und der Notarzt ließ auf sich warten. Das kam mir nicht nur so vor, das dauerte wirklich lange. Inzwischen kuschelte sich der Hund an mich und wir verklickerten Elsbeth, daß gleich ein Doktor käme. Nur für sie. Hoffentlich ist der hübsch, sag ich. Wolln mal schauen. Elsbeth mußte lachen.

Da haben sie ja einen schönen Spaziergang gemacht! Boah was fürn Ende und alles in Puschen. Die müssen sie doch vermißt haben! War doch Mittag!

Und immer noch kam kein Mensch des Weges! Wie ausgestorben. Das sollte alles so sein, daß wir da gegen unsere Gewohnheiten ausgerechnet da lang kommen, der Mann mit Hund und ich. Aber diese Jogger und Co, die hätten die doch schon sehen müssen! Ich begreif das nicht.

Endlich der Wagen, der rote und er kam bis auf die Brücke. Na? frage ich Elbeth. Und? Ja, sagt sie, der sieht gut aus. haha
Die haben das ganz lieb mit ihr gemacht. Wie sie heißt, und ob sie sie nicht mitnehmen könnten auf eine Spazierfahrt? Sie würden ins Krankenhaus fahren, aber nur um mal nach dem Blutdruck zu schauen und - ja, die Büx war auch gefüllt - sie hätten ein tolles Bad, da würden man sie verwöhnen wollen. Dann täte es ihr bald besser gehen.

Ach ja und weil der Doktor ja ein hübscher war und so nett.... damit kriegt man sie doch alle! Ihr wars peinlich jetzt auf das weiße Laken, weil die Büx... ach das ist egal, sie hätten eine Waschmaschine. Wir wünschten noch alles gute und auch der Mann mit Hund und ich verabschiedeten uns. Ich brachte noch das Glas mit Dank zurück und der Doktor, der hübsche hat sich auch noch mal bedankt, als er um die Ecke kam. Die Erstuntersuchung bestätigte-es war höchste Eisenbahn!

Ach Elsbeth! In Puschen! Und so weit! Bei dem Wetter kann ja so kaum einer. Als ich weiter radelte, sah ich dann auch Sterne. Nach einem Glas Wasser am Ziel und einem Moment Ruhe war das auch wieder weg.

Ich hoffe, uns sammelt dann auch mal einer auf, wenn es soweit ist und verstehe immer noch nicht, wieso da keine Sau mal nachgefragt hat, ob sie Hilfe braucht? Am Abend wäre sie irgendwo ersoffen oder erfroren. Der Button ist toll. Auf die Idee in den Kragen zu gucken, kam ich erst später. Soviele, die an ihr vorbei sind! Unheimlich, daß niemand kam, als wir da zu zweit mit ihr warteten.

Elsbeth hatte Angst vor dem Hund. Er war aber sooo nett. Ja nu. Die Gleichgültigkeit regt mich auf. War nicht meine Oma, aber hätte sie sein können. Und irgendjemandes Oma ist sie bestimmt.


Populanten von transparenten Domizilen sollen mit fester Materie keine transzendenten Bewegungen durchführen!
\m/

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